Interview mit Steffi Ueberjahn und Bertram Lettow, Gründer der GRENZENLOS | ONLINESCHULE .
Steffi und Bertram, könntet ihr uns einen Einblick in eure beruflichen Hintergründe geben und wie diese dazu geführt haben, dass ihr gemeinsam die Entscheidung getroffen habt, eine innovative Online-Schule zu gründen?
Steffi: Nach meinem Studium bin ich direkt als Lehrerin gestartet, aber das staatliche Schulsystem entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen von moderner, schülerzentrierter Bildung. Die Kinder wurden alle über einen Kamm geschoren, und ihre individuellen Talente und Hintergründe blieben oft unberücksichtigt. 2014 habe ich an einer Privatschule angefangen, wo ich Bertram kennenlernte. Wir merkten schnell, dass wir zusammen viel bewegen können. Unsere Motivation für die GRENZENLOS | ONLINESCHULE ist es, Kindern eine glückliche Schulzeit zu ermöglichen, ihnen den Spaß am Lernen zurückzugeben und Bildung überall auf der Welt zugänglich zu machen.
Bertram: Meine berufliche Laufbahn begann bei der Ruhrtriennale, wo ich viel mit Künstler:innen aus der ganzen Welt zusammenarbeitete. Später studierte ich Lehramt und unterrichtete an der Villa Wewersbusch. Dort entdeckte ich meine Begeisterung für die digitale Bildung. Zusammen mit Steffi habe ich viele Fortbildungen gegeben und die Firma NEOlogie gegründet, die sich auf Digitalisierung in der Bildung spezialisiert hat. Unsere gemeinsamen Erfahrungen und Visionen führten schließlich zur Gründung der GRENZENLOS | ONLINESCHULE.
Welche Herausforderungen habt ihr bei der Gründung der Grenzenlos Online-Schule bewältigen müssen?
Steffi: Eine der größten Herausforderungen war es, ein digitales Curriculum zu entwickeln, das den Bedürfnissen unserer Schüler:innen gerecht wird. Es musste pädagogisch wertvoll und technisch einwandfrei sein. Dieser Prozess war spannend, aber aufgrund unserer langjährigen Erfahrung haben wir es geschafft, ein System zu entwickeln, das sowohl den Lernenden als auch den Lehrkräften gerecht wird und den Unterricht spannend, lebensnah und zukunftsweisend macht.
Bertram: Außerdem war es uns wichtig, qualifizierte Lehrkräfte zu finden, die unsere Vision teilen und bereit sind, neue Wege in der digitalen Bildung zu gehen. Glücklicherweise erreichen uns wöchentlich tolle Bewerbungen von engagierten Lehrkräften und erfahrenen Expert:innen, sodass wir mittlerweile auf ein Team von 12 Lehrkräften schauen können, die zurzeit ca. 80 Schüler:innen unterrichten. Wir sind unglaublich stolz, solche Zahlen nach einem Jahr vorweisen zu können, und aufgrund der positiven Resonanz versuchen wir jeden Tag noch besser zu werden.
Auf welche Weise sorgt ihr dafür, dass alle Schüler:innen Zugang zu den benötigten technischen Ressourcen haben?
Bertram: Jede:r Schüler:in erhält von uns einen wasser- und stoßfesten Actionkoffer, der ein verwaltetes iPad, einen Apple Pencil, eine Logitech Tastaturhülle, schnurlose Kopfhörer, Programmierzubehör, ein Greenscreen-Tuch und ein Mikrofon enthält. Das iPad wird über die Software JAMF School verwaltet, sodass die Schüler:innen immer die richtigen Apps und Unterrichtsmaterialien zur Verfügung haben. Zum Beispiel erscheinen nach dem Onboarding und der individuellen Stundenplanwahl die Zoom-Links zu den Kursen wie von Zauberhand im Kalender des iPads.
Steffi: Zusätzlich stellen wir sicher, dass alle Schüler:innen eine verwaltete Apple ID mit 200 GB Cloudspeicher erhalten. Dies ermöglicht eine sichere und effiziente Zusammenarbeit und den Zugang zu allen benötigten Lernmaterialien, unabhängig vom Standort der Lernenden. So stellen wir sicher, dass technische Hürden keine Lernhindernisse darstellen und alle Schüler:innen kollaborativ verbunden sind. So entstehen z.B. Gruppenpräsentationen von Schüler:innen, die auf drei verschiedenen Kontinenten leben und in Echtzeit zusammenarbeiten. Diese Kompetenzen sind unheimlich wertvoll für die Vorbereitung auf das spätere Berufsleben.
Wie sieht ein typischer Tagesablauf für die Schüler:innen an eurer Online-Schule aus?
Steffi: Der Schultag beginnt in der Regel um 9:00 Uhr mit einer selbstgewählten Unterrichtseinheit. Unsere Klassen sind klein, mit durchschnittlich 8 bis 10 Schüler:innen, und der Unterricht wird live via Zoom abgehalten. Die Lehrkräfte stellen die Materialien im Voraus über die App Schoolwork bereit und während der Stunde kommunizieren die Schüler:innen und Lehrkräfte über Zoom und den Nachrichten-Chat auf dem iPad. Außerdem können die Lehrkräfte während der Unterrichtsstunden (nach deren Einwilligung) Einsicht auf die Bildschirme der Lernenden erhalten und können sie so optimal unterstützen.
Bertram: Jede Unterrichtseinheit dauert 75 Minuten und danach gibt es eine 30- minütige Pause. Der Unterrichtstag endet nach max. drei Einheiten um 13:45 Uhr. Die Schüler:innen können ihren Stundenplan flexibel zusammenstellen und haben so die Möglichkeit, ihren Tag individuell zu gestalten. Diese Flexibilität hilft ihnen, das Lernen besser in ihren Alltag zu integrieren. Außerdem gibt es bestimmte Lerneinheiten für Kinder in Asien und Mittelamerika, da einige Unterrichtsstunden nach dem aktuellen Plan zu früh oder zu spät stattfinden.
Auf welche Weise findet die Elternkommunikation statt und wie werden die Eltern unterstützt, den Lernfortschritt ihres Kindes zu verfolgen?
Bertram: Wir setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Über eine separate Plattform (die von allen Endgeräten bedient werden kann) bieten wir regelmäßige Updates und Kommunikation an. Eltern können jederzeit mit uns und den Lehrkräften in Kontakt treten und erhalten Einblicke in den Lernfortschritt ihrer Kinder. Zusätzlich gibt es einmal wöchentlich die Möglichkeit, in die iPad-Stunde zu kommen, um dort Hilfestellungen bei der Nutzung der iPads, Lernapps und Programme zu erhalten.
Steffi: Wir führen auch regelmäßige Umfragen durch, um die Zufriedenheit und den Lernfortschritt der Schüler:innen zu evaluieren. Die Eltern sind eingeladen, an diesen Umfragen teilzunehmen und Feedback zu geben, damit wir unser Angebot kontinuierlich verbessern können. Auf diese Weise schaffen wir eine transparente und unterstützende Lernumgebung für alle Beteiligten.
Inwiefern werden die Schüler:innen an eurer Online-Schule darauf vorbereitet, sich in einer zunehmend digitalen Welt zurechtzufinden und Technologie auf sinnvolle und verantwortungsvolle Weise einzusetzen?
Steffi: Unsere Schüler:innen lernen nicht nur mit modernster Technologie, sondern entwickeln auch wichtige digitale Kompetenzen. Durch die Nutzung von iPads und speziellen Apps lernen sie, wie man effizient und sicher im digitalen
Raum arbeitet. Kurse wie Coding, digitale Kunst und Grafikdesign fördern ihre technischen Fähigkeiten und Kreativität.
Bertram: Darüber hinaus legen wir großen Wert auf den verantwortungsvollen Umgang mit Technologie. Unsere Lehrkräfte vermitteln den Schüler:innen, wie sie digitale Werkzeuge sinnvoll nutzen und sich sicher im Internet bewegen können. Dies bereitet sie nicht nur auf die schulische Laufbahn, sondern auch auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vor.
Könnt ihr eure langfristige Vision für die Zukunft der Grenzenlos Online-Schule beschreiben und erläutern, welche Veränderungen oder Innovationen ihr in den kommenden Jahren umsetzen möchtet?
Steffi: Unsere Vision ist es, die GRENZENLOS | ONLINESCHULE weiter auszubauen und sie zu einer führenden Bildungseinrichtung im digitalen Raum zu machen. In den nächsten fünf Jahren möchten wir unser Angebot erweitern und verschiedene Bildungsgänge anbieten, darunter Vorbereitungsklassen für Schulabschlüsse wie die Fachoberschulreife oder internationale Abschlüsse. Aber trotz all dieser „klassischen“ Bildungsgänge soll die GOS immer ein Ort des Freilernens, der Selbstbestimmung und der Kreativität bleiben.
Bertram: Wir planen auch, eine hybride Schule zu etablieren, die sowohl online als auch offline funktioniert. Dies würde es den Schüler:innen ermöglichen, zeitweise eine stationäre Schule zu besuchen und so das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Außerdem möchten wir Unterricht in drei verschiedenen Zeitzonen anbieten, um unsere Schüler:innen weltweit besser zu unterstützen. Darüber hinaus möchten wir unsere Kursangebote um zukunftsweisende Themen wie Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen erweitern, um unseren Schüler:innen einen noch breiteren und relevanteren Bildungshorizont zu bieten.
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